Waldschutz in Bayern

Bestehende Nationalparks in Bayern

Nationalparks wurden geschaffen, damit Zonen entstehen in denen die Natur Natur bleiben darf. Seit der Borkenkäfer die Fichtenwälder in den Nationalparks stark verändert, ein natürlicher Prozess, stellen verschreckte Anwohner und Politik diesen Prozess in Frage. Dabei zeigt die 40-jährige Erfahrung im Nationalpark Bayerischer Wald, dass in den vom Borkenkäfer beeinflussten Fichtenbeständen deutlich schneller neuer Wald wächst, wenn sie dem Lauf der Natur überlassen werden.

Dagegen führt die Borkenkäferbekämpfung durch Kahlschläge zu negativen Umweltbedingungen für die Waldregeneration. Sie sollte deshalb nur außerhalb der Naturzone auf Randzonen des Nationalparks beschränkt werden.

Für die internationale Anerkennung eines Nationalparks müssen 75% der Nationalparkfläche innerhalb von 30 Jahren als Naturzone aus-gewiesen und die natürliche Dynamik geschützt werden.

In Bayern gibt es derzeit zwei Nationalparks

Nationalpark Bayerischer Wald mit 24.945 ha (davon 17.516 ha in der Naturzone) und
Nationalpark Berchtesgaden mit 20.808 ha (davon 15.580 ha in der Naturzone – diese sind aber zu einem großen Teil nicht bewaldet, so dass der Waldanteil in der Naturzone nur 5.550 ha beträgt).

Bayerns Dritter Nationalpark

Am dringlichsten ist der Schutz alter Laubwälder. Diese sind Deutschlandweit sehr selten geworden. Der nächste Nationalpark in Bayern sollte aus naturschutzfachlicher Sicht daher unbedingt ein Laubwaldnationalpark sein. Hierfür eignen sich besonders die Wälder im Spessart sowie im Steigerwald.

Suchräume für den Nationalpark
Der Steigerwald hat eine breitere Baumartenpalette zu bieten, der Spessart die größere Flächen in staatlichem Eigentum. Im Steigerwald hat sich in der Bevölkerung bereits eine ernst zu nehmende unterstützende Stimmung für einen Nationalpark gebildet. Der Steigerwald wurde allerdings von der Staatsregierung in der ersten Phase nicht in die Nationalparksuche aufgenommen. Der Spessart ist nach der ersten Runde im Juli 2017 erstmal rausgefallen aus der Nationalparkdiskussion.

Die anderen Gebiete (Rhön und Donauauen) erreichen nicht die notwendige Mindestgröße von 10.000 ha in einer annähernd kompakten Flächenform. Aus Buchenwald-Suchraster herausfallend, aber die sonstigen Anforderungen erfüllend, ist noch das Ammergebirge eine Option. Im Hinblick auf die bestehenden Nationalparks in Bayern sind Buchenwald geprägte Naturräume für eine dritte Nationalparkgründung am besten Naturschutzfachlich geeignet. (Karl Friedrich Sinner, Europarc Deutschland bei Landtagsanhörung 16.3.2017).

In der Regierungserklärung von Markus Söder am 18.4.2018 stoppt er alle Bemühungen für einen 3. Nationalpark. Ein Kommentar dazu finden sie hier>>

Nationalpark für die Bürger
Nationalparks sollen ein Ort der Begegnung von Mensch und Natur sein. Deshalb sollen Verbote die Ausnahme sein. Das Betreten der Waldfläche außerhalb der Waldwege in den Naturzonen sollte möglichst nicht eingeschränkt werden. Das Sammeln von Beeren und Pilzen sollte zumindest in den Managementbereichen für den privaten Bedarf erlaubt sein. All diese wichtigen Themen müssen Vorort mit den Menschen diskutiert und gemeinsam entwickelt werden.

Was ist ein Nationalpark?
Um international anerkannt zu sein, muss ein Nationalpark einige Kriterien erfüllen. In Bayern ist die Mindestgröße 10.000 Hektar (10 mal 10 Kilometer). Das Gebiet sollte möglichst zusammenhängend, naturnah und in öffentlichem Eigentum sein. Die sogenannte Naturzone (75 Prozent) wird in der Regel innerhalb von 30 Jahren komplett aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen. In den restlichen 25 Prozent können Managementmaßnahmen durchgeführt werden.

Positives für die Region
Stärkung des Tourismus
Nationalpark schafft Arbeitsplätze
Nachhaltige Entwicklung
Natur Natur sein lassen

Naturwälder

Um das Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie umzusetzen, müssen in Bayern dringend weitere Gebiete mit natürlicher Waldentwicklung eingerichtet werden.

Bayern hat in Sachen Waldschutz noch viel zu tun. Derzeit sind erst etwa 2,96 Prozent der öffentlichen Waldfläche Bayerns streng geschützt. Um die Ziele zum Erhalt er Artenvielfalt auch in Bayern zu erreichen müssten noch weitere Wälder einer natürlichen Waldentwicklung überlassen werden. 

Bayern hat als waldreichstes Bundesland eine große Verantwortung bei der Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie. Diese sieht vor bis 2020 zehn Prozent der öffentlichen Waldfläche aus der forstlichen Nutzung zu nehmen und einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Bisher sind erst etwa 2,96 Prozent der öffentlichen Waldfläche Bayerns streng geschützt.

Derzeit gibt es in Bayern etwa 170 Naturwaldreservate mit einer Fläche von 7.377 ha, in welchen keine forstliche Nutzung mehr stattfindet (wie sonst nur in den Nationalparks „Bayerischer Wald“ und „Berchtesgaden“). Die durchschnittliche Größe der Naturwaldreservate beträgt nur 42 ha. Die meisten Naturwaldreservate sind in Staatswäldern, 5 Naturwaldreservate sind im Kommunalwald und 3 Flächen sind in Privatwäldern mit Zustimmung der Eigentümer ausgewiesen.

Die Schutzkategorien Landschaftsschutzgebiete (LSG), FFH, Biosphärenreservate (BSR), Naturparke, Bannwald und Naturschutzgebiet (NSG) bedeuten nicht, dass diese Wälder aus der Nutzung genommen worden sind. Ordnungsgemäße Forstwirtschaft ist in diesen Gebieten in den allermeisten Fällen ohne Einschränkung möglich. Deshalb sind nur die Nationalparks und die sehr kleinräumigen Naturwaldreservate für einen wirklichen Waldschutz relevant.

Die Naturwaldreservate machen in Bayern nur 0,28 % der Bayerischen Waldfläche aus.

2020 wurden die Naturwaldreservate die in staatlichem Besitz sind, als Naturwälder nach §12a BayWaldG ausgewiesen. Zusätzlich flossen in die insg. 57.902 ha Naturwald auch noch die Biosphärenreservat-Kernflächen, Klasse 1 Wälder der BaySF mit ein.

Baustelle

Die Baustelle ist eine Plattform gegen den Flächenfraß in Bayern. Täglich werden in Bayern etwa 12 Hektar Grünland, Äcker oder Wald in urbanes Gebiet umgewandelt. Auf den Flächen entstehen Wohngebiete, Gewerbegebiete, Industriegebiete und Straßen. In anderen Fällen werden auf den Flächen Rohstoffe wie z.B. Kies, Granit, Kaolin abgebaut. Die Gebiete werden von den Gemeinden, Landkreisen oder Städten ausgewiesen und auf deren Internetseiten bekannt gegeben. Das sind 71 Landkreise, 317 Städte, 386 Märkte und 1353 sonstige Gemeinden, insgesamt 2127 Möglichkeiten Natur in urbane Fläche umzuwandeln. Gerne wird Naturfläche in Gewerbegebiet umgewandelt. Für die Gemeinden bringt dieses Vorgehen die Möglichkeit neue Gewerbe anzusiedeln und damit Gewerbesteuer zu erhalten. Leider ist dies die einzige Möglichkeit für Gemeinden ein Budget zu generieren.

Ziel des Projekts Baustelle ist es, verschiedene Umweltorganisationen sowie lokale Bürgerinitiativen zu vernetzen, um bei drohendem Flächenfraß rechtzeitig zu reagieren – nicht erst dann, wenn die Maschinen zur Waldrodung bereits anrücken. Durch den Austausch von Informationen und gegenseitige Unterstützung werden Bauanträge in schützenswerten Naturräumen leichter in einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Zudem lässt sich durch die Bündelung der Informationen das gesamte Ausmaß des Flächenfraßes in Bayern sichtbar machen.

Artikel 20a des Grundgesetzes besagt „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“ In Bayern werden Naturschutzbelangen zum Beispiel durch das bayerische Klimaschutzgesetz (BayKlimaG), das bayerische Waldgesetz (BayWaldG) und die bayerische Kompensationsverordnung (BayKompV) geregelt. Sie fordern von der Landesregierung sowie den Städten und Gemeinden den Schutz der Natur und geben Richtlinien vor. Dies ist aber noch nicht alles.

Der Koalitionsvertrag der bayerischen Regierung von 2018 sah vor, den Flächenfraß auf maximal 5 Hektar pro Tag zu begrenzen. Zur Feier des Tages wurde auch schnell ein Baum umarmt, von Ministerpräsident Markus Söder. Passiert ist seither jedoch nichts, die verbrauchten Flächen sind auf unverändert hohem Niveau zwischen 10 und 12 Hektar pro Tag. Ausgleichsmaßnahmen werden oft ungenügend oder auch gar nicht umgesetzt. Leidtragende ist nicht nur die Natur. Auch Bürger:innen und Bauunternehmer:innen müssen in vielen Fällen dadurch mit höheren Kosten rechnen. Die Bauunternehmer müssen die Maßnahmen kalkulieren und bezahlen, die Bürger müssen mit entsprechend höheren Preisen für Miete oder anderes rechen.

Das Netzwerk Baustelle ist/war aktiv bei:

– ICE-Werk Nürnberg

– Munawald Brombachsee

– Gewerbegebiet bei Teublitz

– Lechstahlwerke bei Meitingen

– Gewerbegebiet bei Bobingen

– Kies und Sand bei Altdorf b. Nürnberg

– Kiesgrube im Forst Kasten München

– Gewerbegebiet bei Gauting

– Protland Zement Heuberg bei Rosenheim

– Steinbruch im Thiergarten Regensburg

– Steinbruch bei Weißenburg

– BMW Autobahn München

– und mehr, viele Baustellen sind noch offen.

Die Vernetzung im Projekt Baustelle läuft unter Federführung von Greenpeace München. Wenn Sie von einem Wald in Bayern wissen, der durch ein Bauprojekt gefährdet ist, kontaktieren Sie uns gern. Gemeinsam können wir den Bauantrag anschauen, Kontakte zu anderen Bürgerinitiativen mit ähnlicher Thematik knüpfen oder Möglichkeiten des Protests besprechen.

Studien und Kampagnen zum Waldschutz unter Federführung oder Beteiligung von Greenpeace München

Nationalpark Steigerwald

2023

Gemeindefokus betroffene Gemeinden, Mobilitätsanalyse und Statistik sowie Tool zur lokalen Beteiligung.

seit 2020

Greenpeace München ist im Nationalpark Bündnis Bayern

Wald in Bayern

2018

Studie zu Naturschutzgebieten in Bayern

2012

Bayerisches Waldvolksbegehren

2001/2002

Beteiligung beim Waldprogramm Bayern

Spessart

2017

Forderungen nach Naturwaldausweisungen im Spessart, nachdem die Nationalparkdiskussion keine Ergebnisse gebracht hatte 

2012/2013

Dokumentation der wertvollen Buchenwälder im Spessart

Weitere Nationalparkdiskussionen

1997-2022

Diskussion im Nationalpark Bayerischer Wald um Borkenkäfermanagement

2016-2018

Ammergebirge

2017/2018

Rhön

2017/2018

Donauauen 

2011-2020

Sumava Diskussion um Naturzonenerweiterung