Kalevalski-Urwald an der finnisch- russischen Grenze, Russland Kalevalski-Urwald an der finnisch- russischen Grenze, jetzt Nationalpark

Die borealen Wälder bilden mit über 12 Millionen km2 Fläche das größte Waldökosystem der Erde. In diesen auch als Taiga bekannten Wäldern herrschen lange, eisige Winter und kurze kühl-feuchte Sommer. Das extrem kalte Klima der borealen Zone lässt nur ein sehr langsames Wachstum zu. Jedoch haben großflächige Kahlschläge dieses jahrhundertealte Ökosystem auf Dauer zerstört.

Braunbär im Bayrischen Wald Braunbär im Bayerischen Wald

Der Braunbär war früher in allen waldreichen Gebieten Europas heimisch. Die Zerstörung und Zerstückelung seines Lebensraumes wird zu einer immer größeren Gefahr für die stärksten Tiere Europas. Mittlerweile gibt es nur noch ca. 6.000 Braunbären in einigen Gebieten des nördlichen Skandinaviens, Ost- und Südost-Europa sowie im europäischen Teil Russlands.

Der Großteil der nordischen Wälder ist zwar dünn besiedelt, wird aber von vielen indigenen Völkern bewohnt.

 

Skandinavien

Im äußersten Norden Europas liegen die letzten unberührten Urwälder unseres Kontinents. Schweden und Finnland tragen mittlerweile nur noch 1 bzw. 3 % zum Restbestand des europäischen Urwaldes bei. Diese 3 % in Finnland machen ca. 10.000 km2 Urwald aus. Knapp die Hälfte davon ist permanent geschützt. In den anderen Gebieten werden weiter die letzten Urwälder kahlgeschlagen. Heute stehen bereits 564 waldspezifische Tier- und Pflanzenarten auf der Roten Liste bedrohter Arten. Diese letzten Wälder Finnlands mit ihren Moosen, Flechten und Kiefern bilden die Grundlage für die traditionelle Lebensweise der dort ansässigen Sami-Bevölkerung.

Rentier am Inari See, Nord-Finnland Rentier am Inari See, Nord-Finnland

Gerade in der kargen Winterzeit sind die Rentiere auf den Flechtenbewuchs alter Kiefern angewiesen, da sie den Boden im hohen Schnee nicht mehr freischarren können. Insgesamt kämpfen in Skandinavien mehr als 30.000 Sami um den Erhalt ihrer kulturellen Identität und der Rentierzucht als Einkommensquelle.

Mit den Sami fordern auch Umweltorganisationen seit Jahren ein Ende der Kahlschläge in diesen Regionen. Als erste Erfolge konnten 2001 die Einschläge des finnischen Papierherstellers Stora Enso im Urwald gestoppt werden. Nach jahrelanger Arbeit hatte Greenpeace zusammen mit dem Finnischen Naturschutzbund und Sami-Rentierkooperativen die letzten Wälder mit hohem Schutzwert kartiert. Auf dieser Grundlage konnte für einen Teil dieser im Staatsbesitz befindlichen Urwälder 2003 ein Einschlagstopp erreicht werden. 2009 konnte ein weitreichender Erfolg verbucht werden. 96.900 ha Wald werden in Finnland geschützt und auf 9.300 ha Wald soll eine naturverträgliche Waldnutzung stattfinden.

Künstler der Sami und Greenpeace Aktivisten kreieren riesiges Rentierbild, Finnland Künstler der Sami und Greenpeace Aktivisten kreieren riesiges Rentierbild, Finnland
Greenpeace Protest gegen Papierproduktion aus Urwaldholz in Finnland durch die Firma Stora Enso, Lübeck Greenpeace Protest gegen Papierproduktion aus Urwaldholz in Finnland durch die Firma Stora Enso, Lübeck
Aktion gegen VDP (Verband der deutschen Papierfabriken) am Deutschen Museum Aktion gegen VDP am Deutschen Museum

Russland

Dvinsky Urwald im Norden Russlands Dvinsky Urwald im Norden Russlands
Dvinsky Urwald im Norden Russlands Schachbrettartiger Einschlag im Dvinsky Urwald, Russland

Russland besitzt die größte Fläche der europäischen Urwälder. Hier bestehen Urwälder noch auf ca. 9 % bzw. 320.000 km2 der gesamten russischen Waldfläche. Weite Teile sind von unberührten Wäldern bedeckt und bilden inzwischen das einzige Rückzugsgebiet für jene Arten, denen die meisten anderen europäischen Länder keinen Lebensraum mehr bieten.

Dazu gehören auch die großen Raubtiere, wie Braunbären, Wölfe und Luchse. Doch diese scheinbar unbegrenzte Natur schrumpft rapide. Der knapp 12.000 km2 große Dvinsky-Urwald, 150 km südöstlich von Archangelsk gelegen, gehört noch dazu. Aber auch hier verursachen Holzkonzerne jedes Jahr riesige, schachbrettartige Kahlschläge.

Nach längeren, ausführlichen Recherchen konnte 2002 Greenpeace die deutschen Baumärkte auf das von ihnen bezogene russische Holz aus dem Dvinsky-Urwald aufmerksam machen. Und dies mit Erfolg. Einige Baumärkte forderten ihre Lieferanten auf, nur noch Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu liefern. Nach weiterem Einsatz von Greenpeace konnten 2004 ca. 2.000 km2 des Dvinsky-Urwaldes vor der Säge bewahrt werden und dauerhaft unter Schutz gestellt werden. 2006 kam noch der Kalevalski Nationalpark mit 74.700 ha hinzu.

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