Flussarchipel Anavilhanas im Rio Negro, Brasilien Flussarchipel Anavilhanas im Rio Negro, Brasilien

In einem riesigen Kreis rund um das südamerikanische Amazonasbecken befindet sich das größte Regenwaldgebiet unserer Erde. Es hat fast die gleiche Ausdehnung wie das Gebiet der USA. Damit spielt es eine sehr wichtige Rolle für das Weltklima. Zudem besitzt der Amazonas-Regenwald eine bemerkenswerte Biodiversität: Wissenschaftler vermuten hier die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten der Erde.

Kennzeichnend für die Regenwälder entlang des Amazonas und seiner Nebenflüsse sind die weitflächigen Überschwemmungsgebiete. Im Igapo, d.h. im gefluteten Wald stehen die tiefergelegenen Areale mit Beginn der Hauptregenzeit für vier bis sieben Monate unter Wasser. Zudem finden sich nirgendwo so viele Kilometer breite Mäandersysteme. Der Amazonas selbst ist der größte Fluss der Welt mit dem weitesten Einzugsgebiet. Das Kronendach des Regenwaldes ragt in eine Höhe von bis zu 50 Metern.

Artenvielfalt

Jaguar, Brasilien Jaguar, Brasilien

Im Amazonas-Gebiet leben mehr als 300 Säugetierarten. Es ist nicht zuletzt Heimat des Jaguars. In der Sprache der Tupi-Indianer bedeutet Jaguara der aus dem Sprung tötet. Den Namen hat er wegen seiner bevorzugten Jagdtechnik, bei der er sich lautlos von einem Baum fallen lässt und das Beutetier tatsächlich im Sprung tötet. Durch die Fluten des wasserreichsten Stromes der Erde schwimmen Tapire und Fluss-Delphine. Der Affe Uakari hat ein Fell ähnlich dem des Orang-Utans, aber sein Gesicht ist ohne jedes Haar. Das ermöglicht ihm, sein Minenspiel zu differenzieren und soziale Strukturen aufzubauen. Nach der Regenzeit sinken die Wasserspiegel des Amazonas-Flusses. Dann versammeln sich auf bestimmten Schlammbänken tausende von Schmetterlingen: Sie nehmen abgelagerte Mineralstoffe auf.

Indigene

Indianerkind in traditioneller Tracht, Amazonas Indianerkind in traditioneller Tracht, Amazonas
Yanomani Dorf am Fusse des Pico da Neblina, BrasilienYanomani Dorf am Fusse des Pico da Neblina, Brasilien

Andererseits ist der Urwald der Lebensraum von vielen Menschen. Allein im brasilianischen Gebiet um den Amazonas leben mehr als 400 Bevölkerungsgruppen indigener Abstammung. Die Yanomani leben als Halbnomaden im Regenwald des Amazonasbeckens. Auch sie roden Wald und legen kleine Felder an, z.B. für den Anbau von stärkehaltigem Maniok. Doch immer sind die Flächen klein genug und die Mischung der angebauten Pflanzen so ausgeklügelt, dass sich nach einiger Zeit der Wald darüber wieder schließen kann. Die Waldvölker wissen, dass die Reserven des Urwaldes nicht unerschöpflich sind, dass Wild, Fisch und Pflanzen nach einiger Zeit Erholung brauchen. Deshalb sind die allermeisten von ihnen auch nicht sesshaft, sondern verlassen nach einiger Zeit ihre Hütten, um an anderer Stelle zu siedeln. Ganz anders verhalten sich die Menschen, die neuim Urwald sind.

Zerstörung

Die ursprünglichen Urwaldflächen sind mittlerweile stark verringert. Eine Fläche größer als Frankreich ist bereits unwiederbringlich zerstört. Noch nie war der Amazonas-Regenwald so bedroht wie heute. Seine Bedrohung und Vernichtung hat nicht zuletzt folgende Gründe:

  • Holzeinschlag — Jagd auf das grüne Gold
    Greenpeace-Protest gegen Urwaldzerstörung, Brasilien Protest auf einer illegal gerodeten Fläche. Donizetti zerstört das Banner, in dem er mit seinem Truck darüber fährt.
    Brandrodung im Amazonas-Regenwald Brandrodung im Amazonas-Regenwald
    Holzeinschlag ist eine der größten Bedrohungen der Tropenwälder weltweit. Auch der Raubbau wertvoller Tropenhölzer wie Mahagoni v.a. für den Export schreitet weiter voran.
  • Straßenbau

    85% der Zerstörung finden im Umkreis von 50 km links und rechts von Straßen statt. Im Rahmen des brasilianischen Regierungsprogramms Avanca Brasil (2001) soll u.a. die umstrittene Landstraße BR-163 geteert werden, die von den landwirtschaftlich genutzten Flächen im Süden des Amazonas-Gebietes quer durch den Regenwald zum Amazonas-Hafen von Santarém führt. Dies macht den Weg frei, den Regenwald weiter nun im großen Stil auszubeuten.

  • Anlage von Monokulturen, v.a. für den Sojaanbau
    Sojaanbau an der Nationalstrasse BR-163, Brasilien Sojaanbau an der Nationalstrasse BR-163, Brasilien
    Greenpeace- Aktivisten in Hühner- Kostümen besuchen McDonald's Filiale, London Greenpeace macht McDonald's mitverantwortlich für rasante Urwald- vernichtung Brasiliens, London
    Im Amazonasgebiet herrscht Goldgräberstimmung. In den letzten Jahren hat besonders eine Bedrohung stark an Bedeutung gewonnen: die Zerstörung von Urwaldflächen für den Anbau von Soja. Für den Sojaanbau werden riesige Gebiete brandgerodet. Und unser Fleischhunger treibt die Zerstörung voran, denn der größte Teil des Sojas landet in den Futtertrögen von Rindern, Schweinen und Hühnern in Asien und Europa. Nach 3 Monaten Verhandlungen hat Greenpeace im Juli 2006 einen Teilsieg errungen: Die weltweit führenden Agrarfirmen und Sojahändler Cargill, Bunge, ADM und A.Maggi stimmten einem Moratorium für brasilianisches Urwald-Soja zu. Zwei Jahre lang werden die Unternehmen keine Soja von neu angelegten Feldern im Amazonas-Regenwald kaufen. Damit soll die Rodung weiterer Flächen vorerst gestoppt werden.
  • radikaler Abbau von Bodenschätzen wie Öl oder Gold
  • Rinderzucht - Weiden statt Wälder
    Hier geht es um den Hunger auf Hamburger und ähnlichem. 80% des EU-Importfleisches kommt aus Südamerika. Nach 2 Jahren sind die humusarmen Böden des Amazonas unfruchtbar und es muss neuer Wald für neue Weideflächen gerodet werden.
  • Wasserkraftwerke - Fluss oder Strom? Am Zufluss Tapajós sollen 40 große Staudämme zur Energiegewinnung entstehen. Bei der Planung wurde die Umweltverträglichkeit kaum beachtet. Mehrere zehntausend Hektar Wald werden dabei überschwemmt und indigene Bevölkerung müssen umgesiedelt werden.

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