Stapelweise tragen wir Papier nach Hause: Kaffeefilter, Zeitschriften, Getränkekartons, Büropapiere und Taschentücher. Kurz nach dem Gebrauch landen sie auf dem Müll. Im gleichen Tempo, wie die Müllberge wachsen, schwinden die Urwälder, von denen bereits 80% zerstört sind. Der verbliebene Rest fällt immer noch unserem Papierhunger zum Opfer. Dabei richtet die Papier- und Zellstoffproduktion in vielen Erdteilen immensen Schaden für Mensch und Umwelt an. Um den Holzbedarf dieser Industrie zu decken, werden wertvolle Waldökosysteme durch großflächigen Kahlschlag und Umwandlung in Monokulturen vernichtet. Der ökologische, ökonomische und kulturelle Wert dieser Wälder geht dadurch für immer verloren. Millionen Menschen, die von und in intakten Wäldern leben, verlieren ihre Lebensgrundlage, Tier- und Pflanzenarten sterben aus und es kommt zu Klimaveränderungen.
Für den Schutz der noch verbliebenen Urwälder gibt es deshalb nur eins: weniger Papier verbrauchen und mehr Recyclingpapier verwenden.
Schulmaterialien aus Recyclingpapier
Die Greenpeace Gruppe München engagiert sich auch in der Initiative "Papierwende" um in den Schulen Recyclingpapier zu fördern. Hier werden Multiplikatoren ausgebildet und Vorträge und Aktionen für Schulen angeboten.
Recyclingpapierschulhefte sind in München und Umgebung nur sehr sporadisch im Laden erhältlich. Oft sieht man leider nur Frischfaser-Papierprodukte mit dem Aqua-Pro-Natura Siegel. Hefte und Kopierpapier mit dem echten Blauer Engel sind aufgrund der Siegelflut mittlerweile selten geworden.
In dem bundesweiten Heftefinder können Geschäfte gesucht werden, die Recyclingpapier-Schulhefte und/oder Recycling-Kopierpapier führen. Sollte Ihr Laden hier noch fehlen kann dieses hier mit dem Rückmeldeformular ergänzt werden. Machen Sie mit!
Papierverbrauch
Weltweit fällt jeder fünfte Baum nur für Papier. Lag der Papierverbrauch in Deutschland 1950 noch bei ca. 32 kg pro Kopf, so waren es 2015 bereits ca. 250 kg pro Kopf (Quelle: Umweltbundesamt). Jeder Deutsche verbraucht ca. 663 g pro Tag. Damit stieg auch der Gesamtverbrauch in Deutschland 1995 von 15,8 Mio t auf über 20 Mio t im Jahr 2014. Im Papierverbrauch liegt damit Deutschland zusammen mit den USA und Japan an der Spitze. Tendenz steigend!
Fazit: Da Holz immer noch die Grundlage für die Papierherstellung ist, sollte daher von den Händlern ein Produkt eingefordert werden, bei dem ausschließlich Verwendung von Holz aus zertifizierter nachhaltiger Forstwirtschaft garantiert wird.
Was haben Wälder mit Papier zu tun?
Für die Vernichtung der nordischen Urwälder und die Umwandlung von Wäldern in Baumplantagen ist zum großen Teil der immer steigende Papierhunger verantwortlich. Der industrielle Holzeinschlag ist für über 70% der globalen Urwaldgefährdung verantwortlich (in Nordamerika über 80%, in Russland sogar für 85%). Jährlich werden 16,1 Mio ha Urwald zerstört. 50 - 90% aller terrestrischen Tierarten leben im Wald. Täglich sterben 130 Pflanzen- und Tierarten aus.
Alleine in Deutschland verbraucht jeder Bundesbürger 250 kg Papier im Jahr. Der weltgrößte Papierkonzern IP prognostiziert den global steigenden Zellstoffbedarf in den nächsten 20 Jahren auf 150% für Papier. Auch die Gentechnik wird eingesetzt um Bäume für die Papierproduktion zu optimieren. Das Holz für deutsches Papier wird nur zu geringen Anteilen aus heimischen Wäldern gedeckt. Deutschland importiert viel Zellstoff bzw. Papierprodukte aus Finnland (nur noch 3% Urwald erhalten), Russland, Schweden, USA und Kanada. Auch der Anteil aus tropischen Regionen wächst. So wird der Anteil aus Brasilien und Indonesien immer größer. Dort werden Urwälder gerodet um Eykalyptus-Plantagen für die Zellstoffindustrie aufzubauen.
Welche Alternativen gibt es?
Recyclingpapier
In Deutschland ist die Altpapiereinsatzquote insgesamt nur bei 72%.
Das Umweltbundesamt stuft das Recyclingpapier als wesentlich umweltverträglicher ein als Frischfaserpapier. Hauptgründe sind:
- Photochemische Oxidantienbildung (Sommersmog - Ozon)
- Aquatische Eutrophierung (Überdüngung von Gewässern)
- Terrestrische Eutrophierung (Überdüngung von Böden)
- Versauerung (Schwefeldioxid, Stickoxiden)
- Gesundheitsschäden
- Schädigung und Beeinträchtigung von Ökosystemen
- Ressourcenbeanspruchung
- Naturraumbeanspruchung
- Treibhauseffekt (11,8 Mio Tonnen; 78% fossile Kohlendioxid-Emmissionen, 21% Methangas-Emissionen) Außerdem: Die globale Waldzerstörung trägt zu 25 - 30% an dem weltweiten Treibhauseffekt bei
Recyclingpapier-Qualität
Moderne Produktionsverfahren sorgen für eine Qualität der Altpapierprodukte, die der von weißer Ware in nichts nachsteht
, stellte die Stiftung Warentest schon 1995 fest. Weder kommt es zu erhöhten Papierstaus noch zu Verschmutzungen der Geräte, wenn Recyclingpapier mit Blauem Engel verwendet wird. Die Staubentwicklung der Recyclingpapiere ist nicht größer als bei Primärfaserpapieren, so das Ergebnis einer Untersuchung der Papiertechnischen Stiftung (2001). Tonerhaftung und Tonerverbrauch bleiben vom Faserrohstoff unberührt.
Ob Kopieren, Drucken oder Faxen, Hochleistungs- oder Tischgeräte - Recyclingpapier funktioniert einwandfrei und bietet ein perfektes Schriftbild. Dies bestätigen unabhängige Prüfinstitute sowie Gerätehersteller.
Vor allem aber überzeugen die Praxiserfahrungen unzähliger Anwender: Bekannte Unternehmen wie AOK, Commerzbank, HypoVereinsbank oder Bertelsmann setzen im Bürobereich zum Teil über 90% RC-Papier ein, seit Jahren völlig problemlos.
Kosten von Recyclingpapier
RC-Papiere und Produkte daraus werden üblicherweise im Gegensatz zu Primärfaserprodukten weder in Discountern noch zu Sonderpreisen angeboten. Dennoch sind sie im Schnitt nicht teurer als Primärfaserprodukte ähnlicher Qualtität. In der Regel kosten hochwertige RC-Papiere sogar rund 10% weniger als vergleichbare Primärfaserqualitäten. Besonders zu warnen ist vor Billigstangeboten von Primärfaserpapieren, da diese aus Zellstoffen primärer Tropenwälder bestehen können.
Papier aus ökologischer Waldnutzung
Seit 2005 gibt es auch noch die Möglichkeit Papier zu kaufen, das aus ökologisch zertifizierter Waldnutzung stammt. Es gibt zwar viele verschiedene Öko-Siegel aber nur eines für eine glaubwürdig ökologische Waldnutzung - das FSC-Siegel. Der Forest Stewardship Council wurde auf Druck der Holzindustrie zusammen mit den Umweltorganisationen und Sozialverbänden (Indigenen, Gewerkschaften) gegründet. Die Kriterien für die Waldnutzung werden paritätisch nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Bedürfnissen verabschiedet und umgesetzt.
Grundsätzlich sollte für Papier immer Recyclingpapier hergenommen werden. Es gibt allerdings einige wenige Ausnahmen, wo es aus technischen oder werbetechnischen Gründen erforderlich ist Frischfaserpapier einzusetzen. Für dieses Papier, das außerordentlich weiß und fest sein muss, bietet sich das FSC-Papier an.
Recyclingpapier für den Haushalt
Unter folgendem Link finden Sie eine Auflistung der Greenpeace-Gruppe Berlin, wo Sie Toilettenpapier, Küchenrolle oder Taschentücher aus Recyclingpapier finden.
In allen Bioläden finden Sie dies in der Regel natürlich auch!
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Mehr zum Thema Toilettenpapier aus Recycling-Papier finden Sie in unserem Factsheet "Am „Blauen Engel“ führt kein Weg vorbei!" (PDF - Stand 2013)
Siegel
Gute Siegel
Blauer Engel

- Garantiert umweltfreundliche Herstellung des Papiers
- Einhaltung der DIN-Normen
- RAL-UZ 14 - Recyclingpapier 95-100% Altpapier, davon mind. 65% der unteren und mittleren Sorten, (Grafischer Bereich, Schulhefte, Briefumschläge, Druck- u Presseerzeugnisse, Bücher) zusätzliche Anforderungen: Haltbarkeit, Kopierdurchlauf
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RAL-UZ 5 - Hygienepapier aus 100% Altpapier, davon mind 60% der unteren und mittlere Sorten (Toilettenpapier, Taschentücher...) zusätzliche Anforderungen z.B. Einhaltung von Höchstwerten von Formaldehyd, PCP u.a.; kein Chlor, Azofarben u.a.
- RAL-UZ 56 - Recyclingkarton (Ordner, Verpackung)
- RAL-UZ 72 - Druck u Pressepapiere max 25% Primärfaseranteil, mind 80% des AP aus unteren Sorten, (Zeitschriften, Magazine, Kataloge, Prospekte)
ÖKOPA & ÖKOPAplus

ist Eigenmarke der Firma Venceremos, Entwickelt zusammen mit Greenpeace. Ist mit RAL-UZ-14 zertifiziert
FSC - Recycling

- 100% Altholz/Altpapier
- wie Blauer Engel aber
- Nur 100% wirklich Gebrauchspapiere -
Post Consumer
- Keine Qualitäts und Gebrauchstauglichkeitsnachweise nach DIN
- Keine Anforderungen zu Chemikalienhöchstwerte
- Bessere unabhängige Prüfung vor Zertifikatsvergabe
Schlechte Siegel
Aqua Pro Natura - Weltpark Tropenwald

- Irreführendes Logo
- Primärfaser ohne Altpapier-Anteil
- keine externen unabhängigen Kontrollen.
Nordischer Schwan

- geringe Umweltbelastungen beim Wasser-, Energie- und Chemieeinsatz, sowie bei Emissionen in Relation zu den durchschnittlichen europäischen Werten.
- Mind. 15% FSC oder PEFC oder
- Mind. 50% Sägemehl, Restholz oder Altpapier
Europäische Blume - EU-Eco-Label

- Neueste Technologie
- Grenzwerte für Energieverbrauch, Abwasser/Luftbelastung
- Kein Elementarchlor
- Keine Regelung zu Altpapier
- Mind. 10% FSC oder PEFC oder Andere
PEFC

- Nur PEFC-Waldbewirtschaftung
- Keine Altpapier-Richtlinien
Mehr zu den Unterschieden zwischen FSC und PEFC finden Sie auf der Website von Greenpeace Deutschland - Woran erkennt man umweltfreundliches Papier