Suchraum Donauauen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen
Es gibt im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen den Vorschlag die wertvollen Donauauen auszuweisen. In den Auen an der Donau und Isar mit ihren Hangwäldern gibt es große Hartholz-Auwälder an Donau im Bereich Neuburg. 11 Urwaldreliktarten kommen an der Donau vor. Auen und Flüsse brauchen zur Entwicklung der vollen aue-typischen Sturktur- und Artenvielfalt die Dynamik des Flusses. Wie kein anderer Lebensraum sind Flüsse und Auen dynamische Ökosysteme von extrem Standortvielfalt. Von Nass bis trocken und Pioniervegetation bis zu reifen Auwäldern. Ihre Begradigungen hat zu einer erheblichen Einschränkung der natürlichen Dynamik und infolge dessen zu einem massiven Rückgang typischer Arten und Lebensräumen geführt. Ohne die Flussdynamik gleichen sich die vielfältigen, immer neu geschaffenen und umgestalteten Flächen an und unterliegen der ungestörten Sukzession zum Landwald.
Die etwa 5.000 ha Auwälder liegen entlang von ca. 31 Flusskilometern zwischen der Einmündung des Lechs und Ingolstadt der Fall. Sie bilden ein 1 - 3 km breites Band östlich und westlich von Neuburg. Vier Staustufen unterbrechen den Strom. An jeder hängt ein Wasserkraftwerk. Bei Bertoldsheim und vor Ingolstadt ist die Donau zu gigantischen Seen zurückgestaut.
Aufgrund aktueller Beeinträchtigungen durch Staustufen wäre eine Aufteilung auf mehrere Teilgebiete notwendig.
Allerdings sind hier die Donauauen recht schmal und kleinteilig für einen Nationalpark. Auch die Fläche reicht hier nicht – So müsste vermutlich Privatwald getauscht werden um die 10.000 ha zu erreichen.
Nähere Infos des Ministeriums zu den Donauauen sowie einen möglichen Suchraum mit etwa 3.500 ha findet man in der Präsentation vom 31.5.2017. Nach der Studie von Prof. Job zu den sozioökonomischen Effekten würden im Neuburger Raum 3.498 ha (2.677 ha Holzboden incl 44 ha Naturwaldreservate) in die Nationalparkkulisse fallen. In der im Februar 2016 von Greenpeace und Bund Naturschutz veröffentlichten Studie sollten mindestens 550 ha der besterhaltensten Hartholzaue und größtes zusammenhängendes Auwaldgebiet an der bayerischen Donau geschützt werden. Zusätzlich sollten noch 1.000 ha wertvolle Laubwälder bei Donauwörth geschützt werden.
Betroffener BaySF-Forstbetrieb: Kaisheim
Update November 2019: 960 ha Naturwald wurden zwischen der Lechmündung und Neuburg ausgewiesen, siehe hier
Suchraum Neuburg - Ingolstadt
insbesondere im Geolfinger Wald
Suchraum Kehlheim
Großflächige naturnahe Buchen-Fichten-Mischwälder sind ein Markenzeichen des Kehlheimer Staatswaldes. Weißtanne, Jura-Kiefer, Elsbeere, Ahorn, Esche und viele andere bereichern die Buchen-Fichten-Bestände im Kelheimer Jura. 17.900 ha Wald betreut der BaySF-Forstbetrieb Kehlheim. Ein Großteil der Staatswaldungen (11.650 ha) erstreckt sich zusammenhängend nordwestlich der Stadt Kehlheim wischen Riedenburg und Painten. Hienheimer Forst, Frauen- und Paintner Forst. Der Paintner Forst hat aber auch große Anteile an Fichtenwäldern. Der Stadtwald Kehlheim hat 257 ha nördlich dem Frauenforst/Paintnerforst. Dazu gehören auch noch in Richtung Weltenburg der Spitalstiftungswald mit 27 ha und 50 ha Gemeindewaldungen, die in den Besitz der Stadt Kehlheim übergingen.
In dem Hienheimer Forst und Weltenburger Enge kommen großflächige Laubwaldgebiete vor.
Besonders der Hienheimer Wald ist bekannt für seine naturnahen Eichen- und Buchenwälder. Hier kommen z.B. die Hohltaube noch vor. Sie ist eine Leitart für die Buchenwälder. Aber auch der Eremit (in Uralteichen im Ludwigshain), die Bechsteinfledermaus und die Gelbbauchunke kommen hier vor. Die Laubwälder kommen in folgenden Lebensraumtypen vor: Schluchtwald, Hainsimsen Buchenwälder, Waldmeister-Buchenwald und Laubkraut-Eichen-Hainbuchenwald. Forschungsarbeiten zu Artenvielfalt im Hienheimer Wald hier
Betroffener BaySF-Forstbetrieb: Kehlheim
Aber alleine in dem Kehlheimer Bereich auf 10.000 ha zu kommen wird schwierig. Hier müssen mehrere Gebiete integriert oder verbunden werden. Weiterhin ist hier die Naturausstattung nicht überall ideal da viele Fichtenbestände (44 % im Forstbetrieb) vorhanden sind. Alte naturnahe Waldbestände sind gerade mal auf 1,5 % der Fläche zu finden, ältere (>140 Jahre) naturnahe Waldbestände auf 3,1 % der Forstbetriebsfläche.
Siehe Naturschutzkonzept des Forstbetriebes: http://www.baysf.de/fileadmin/user_upload/01-ueber_uns/05-standorte/FB_Kelheim/15_05_20_Endfassung_NSK_FB_Kelheim_.pdf
Im Februar 2016 legten Greenpeace und Bund Naturschutz eine Studie für Mehr Naturwälder für Bayern vor. Hier werden unter anderem in den großflächigen Laubwaldgebieten auf der Albhochfläche mit angrenzender Donau und der Altmühl mit naturnahen Waldmeister/Orchideen Buchenwälder und Labkraut Eichen-/Hainbuchenwäldern sowie Schluchtwälder im Hienheimer Forst mit den Donauhängen und Altmühlleiten 2.500 ha gefordert die aus der Nutzung genommen werden müssten.
Mit der Diskussion um den Nationalpark an den Donauauen im Mai 2017 wurde auch der Kehlheimer Raum mit einer Kulisse von 10.263 ha (9.259 ha Holzboden incl 166 ha Naturwaldreservate) untersucht (siehe Studie Prof. Job zu sozioökonomischen Fragestellungen).
In der letzten Kulissendiskussion wären der Hienheimer Forst, Frauen- und Paintner Forst allerdings nicht mehr mit eingeschlossen, sondern nur noch ein kleiner Teil an den Donauhängen (Oktober 2017).
Suchraum Freising
Im Oktober 2017 ist noch ein weiterer Suchraum zu der Nationalparkkulisse "Donauauen" hinzugekommen: Die Isarauen zwischen München und Moosburg.
Abgedeckt durch den BaySF Forstbetrieb Freising.
Auch in der Greenpeace / Bund Naturschutz-Studie werden die bedeutsamen Auen an der Isar mit 2.250 ha als Naturwälder gefordert
Europarc Deutschland bewertet eine Umsetzung eines Nationalparks in den Auwäldern bzw. dem Weltenburgerbereich kritisch, da nicht die notwendige Mindestgröße von 10.000 ha in einer annähernd kompakten Flächenform zusammenkommt. (Sinner bei Landtagsanhörung 16.2.2017)
Welche Herausforderungen sind bei einem Nationalpark Donauauen zu lösen?
- Eine Fläche von 10.000 ha, die einigermaßen zusammenhängend ist, auszuweisen wird schwierig in mehrerer Hinsicht. Bislang sind ökologisch sehr bedeutende Flächen zwischen Lechmündung und Ingolstadt identifiziert worden. Allerdings sind hier die großen Privatwälder des Wittelsbacher Ausgleichsfond (Verwaltung der Wälder des ehemals Bayischen Königs) teilweise betroffen, die getauscht werden müssten.
- Die Verbindung zum Weltenburger-Gebiet soll durch Ingolstadt mittels der Donau als Wasserfläche abgebildet werden. Das verbindende Element der Auwälder soll sozusagen die Donau darstellen. Nachdem in der letzten Diskussion nur kleine Teile der Weltenburger Fläche - ohne Frauen-Forst, Hienheimer-Forst und Paintner Forst können hier noch keine 10.000 ha bereitgestellt werden. Deshalb sind die 40-60 km entfernten Isarauen in das Gespräch gekommen. Ob hier allerdings eine Zusammenhängenbarkeit dargestellt werden kann muss noch untersucht werden.
- Die andiskutierten Flächen sind vorwiegend die wenig hundert Meter breiten Auwaldbereiche links und rechts des Flusses auf ca 40 km Isar und ca 40 km Donau, sowie ca 40 km Flusslauf. Für eine geforderte Prozessschutzzone von 75 % wird hier eine Zonierung notwendig. Eine Pufferzone, die um die Außengrenzen ausgewiesen werden, aufgrund der Form hier nicht so einfach möglich. Die Auwälder sind auch sehr stark mit Wegen erschlossen, die zumeist entlang der beiden Ufer gehen. Eine Wegesicherung - gerade bei altem morschen Weichlaubholz - bedingt oft eine Schneise von 1-2 Baumlängen zu beiden Seiten. Somit ist eine sinnvolle Prozessschutzzone in schmalen Auwäldern schwierig darstellbar. Hier müssen Kompromisse bei der Wegeführung und Verkehrssicherung getroffen werden. Oder es müssen weitere - möglichst breite zusammenhängende Waldkomplexe hinzugenommen werden.