Ab heute bräuchten wir eine zweite Erde
Demonstration zum Earth Overshoot Day am 22.08.2020

Mit einem Trauerzug vom Odeonsplatz zum Marienplatz haben wir am Samstag symbolisch die Erde zu Grabe getragen. Anlass ist der Erdüberlastungstag, der jedes Jahr verdeutlicht, dass die aktuelle Lebensweise unserer Gesellschaft mehr Ressourcen verbraucht als die Erde regenerieren kann - oft unnötig. Der schwarze Demonstrationszug, der mit der "Beerdigung" der Erde und einem Die-in endete, zeigte auf, dass die Erde erschöpft ist. Dazu Stefan Maier von Greenpeace München: "Die Erde ist leer, den Rest des Jahres leben wir auf Pump. Die Gesellschaft muss ihren Konsum dringend überdenken!" Unterstützt wurde die Veranstaltung auch von Greenpeace Moosburg, Students for Future München, Extinction Rebellion München, Parents for Future München und der Jugendorganisation BUND Naturschutz.
Der Earth Overshoot Day (deutsch: Erdüberlastungstag) markiert den Tag im Jahr, an dem der ökologische Fußabdruck der Menschheit genau der sogenannten Biokapazität der Erde für dieses Jahr entspricht. Der ökologische Fußabdruck setzt sich zusammen aus der Menge an natürlichen Rohstoffen, die die Gesellschaft ausbeutet, und der Menge an Abfällen und Emissionen, die wir Menschen generieren. Dem gegenüber steht die Biokapazität der Erde, also die Menge an Ressourcen, die im Laufe des Jahres regeneriert werden kann, sowie die Menge an zum Beispiel Klimagasen, die sie tolerieren kann, ohne dass es zu drastischen Veränderungen der Ökosysteme kommt.
Dieses Jahr haben wir Menschen die Erde am 22. August erschöpft. Das ist zwar, bedingt durch die Coronakrise, etwa drei Wochen später als im vergangenen Jahr. Bedenkt man jedoch, dass in den meisten Ländern der Welt Wirtschaft und öffentliches Leben wochenlang praktisch still standen, ist die Verschiebung klein. Das restliche Drittel des Jahres leben wir zu Lasten unserer Kinder und der nachfolgenden Generationen.
Mit dem symbolischen Trauerzug in der Münchner Innenstadt sollte auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Wir fordern ein Umdenken in Politik und Gesellschaft. Wenn es uns gelänge, den Earth Overshoot Day jedes Jahr viereinhalb Tage später zu erreichen, wäre unser Verbrauch 2050 wieder im Gleichgewicht mit den Kapazitäten unseres Planeten. Dafür müssen Energie- und Verkehrswende konsequent vorangetrieben werden, um die Emission von Klimagasen zu reduzieren. Auch der ökologische Umbau der Landwirtschaft und der Schutz bestehender Ökosysteme in Wäldern und Meeren weltweit müssen Vorrang haben vor Überproduktion, die nur zu Müllbergen führt.
